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Frauen stärken in der Klimakrise

Expertinnen und Experten aus Deutschland erklären, wie Gleichstellung und der Kampf gegen den Klimawandel zusammenhängen.

Protokolle: Kim Berg, 17.06.2022
Weite Wege zum Wasser – weniger Zeit für Bildung
Weite Wege zum Wasser – weniger Zeit für Bildung © picture alliance / photothek

Während seiner G7-Präsidentschaft engagiert sich Deutschland für mehr Gleichstellung der Geschlechter und eine nachhaltige Zukunft. Diese beiden Themen gehen Hand in Hand, denn Frauen sind stärker vom Klimawandel betroffen als Männer. Wieso die Klimakrise zu mehr Geschlechterungleichheit führt und was jetzt getan werden muss, erklären Expertinnen und Experten aus Deutschland.

Elke Ferner, Vorsitzende von UN Women Deutschland

„Krisen vertiefen bestehende Ungleichheiten – auch die Benachteiligung von Frauen und Mädchen. Das Leben indigener Frauen etwa hängt stark von natürlichen Ressourcen ab, sie verlieren durch Dürren und Überschwemmungen ihre Existenzgrundlage. So kamen beim Tsunami 2004 in Sri Lanka und Bangladesch deutlich mehr Frauen ums Leben, weil sie sich zu Hause aufhielten und zu spät gewarnt wurden. Und sie konnten häufig nicht schwimmen. Ein anderes Beispiel: Wenn Brennholz und Wasser knapp werden, müssen Mädchen und Frauen noch längere Strecken zurücklegen – dies erhöht ihr Risiko für sexualisierte und körperliche Gewalt und lässt ihnen noch weniger Zeit für Bildung, Erwerbsarbeit oder gesellschaftliche Teilhabe.

Jan Kowalzig, Senior Policy Adviser Climate Change bei Oxfam Deutschland

„Oft machen kulturelle, soziale oder ökonomische Marginalisierung Frauen besonders verwundbar für die Klimakrise. Die für die Versorgung der Familie zuständigen Frauen verbringen durch den Klimawandel oft noch mehr Zeit mit der Beschaffung von Wasser und Nahrungsmitteln, statt Einkommen zu erwirtschaften. Wird dieses knapp, müssen zuerst die Mädchen etwa bei der Feldarbeit helfen, statt in die Schule zu gehen. Zudem sind Frauen oft von politischen Entscheidungen ausgeschlossen. Dabei wissen sie gerade wegen ihrer traditionellen Rollen oft besser, wie wirkungsvolle Maßnahmen ausgestaltet werden müssten.“

Gotelind Alber, Vorstandsmitglied GenderCC-Women for Climate Justice

„Die Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit im Klimaschutz basiert auf der Erkenntnis, dass Geschlecht bei allen Aspekten des Klimawandels relevant ist. Genauso wie jede klimapolitische Intervention auf ihre Wirtschaftlichkeit und ihre Umweltfolgen hin überprüft wird, brauchen wir standardmäßig eine Abschätzung der Folgen für die soziale Gerechtigkeit und die Geschlechtergerechtigkeit. Das muss verbindlich verankert werden und auch die Genderexpertise sollte dabei einbezogen werden.“

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