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Den Klimaschutz von Bonn aus voranbringen

Das UN-Klimasekretariat mit Sitz in Bonn in Deutschland unterstützt die Staaten beim Kampf gegen den Klimawandel – und setzt eigene Akzente.

VerenaKernVerena Kern, 02.08.2023
Eisbär auf einer Eisscholle in Spitzbergen
Eisbär auf einer Eisscholle in Spitzbergen © picture alliance/dpa

Internationaler Klimaschutz ist „ein langsamer und schwieriger Prozess“. So hat es Simon Stiell einmal beschrieben, der seit 2022 Chef des UN-Klimasekretariats ist. Und dem Sekretariat mit Sitz in Bonn im Westen von Deutschland kommt eine besondere und sehr wichtige Rolle dabei zu. Stiell und seine 450 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die aus mehr als 100 Nationen kommen, unterstützen die Staaten nicht nur beim Kampf gegen den Klimawandel und organisieren Klimakonferenzen. Sie erheben auch die Emissionsdaten der Länder, so dass verlässliche Zahlen darüber verfügbar sind, wo die Weltgemeinschaft beim Klimaschutz steht und wie groß die Lücke zum Erreichen der Klimaziele noch ist.

Das Sekretariat wirkt aber zugleich als Schrittmacher, wirbt für mehr Kooperation und Ambition, knüpft Partnerschaften mit Unternehmen, Stiftungen, Nichtregierungsorganisationen und der Wissenschaft, um möglichst viele Akteure für die globale Aufgabe Klimaschutz mit ins Boot zu holen. „Schon vor 30 Jahren haben die Staaten erkannt, dass der Klimawandel ein Problem ist, das wir lösen müssen“, sagt Stiell. Er mahnt aber auch: „Die Zeit läuft uns davon, wir müssen schneller werden. Der Klimawandel wartet nicht auf uns.“

Chef des UN-Klimasekretariats: Simon Stiell
Chef des UN-Klimasekretariats: Simon Stiell © picture alliance/dpa

Die Anfänge der Klimakonferenzen

Vor mehr als drei Jahrzehnten veranstaltete die Weltwetterorganisation WMO in Genf und Toronto die ersten globalen Konferenzen zum Klimawandel und trug so dazu bei, das Thema auf die internationale politische Agenda zu setzen. Schon 1988 beschlossen die Vereinten Nationen, ein Expertengremium einzusetzen, das den wissenschaftlichen Kenntnisstand bündelt – den Weltklimarat IPCC.

Der Rat veröffentlichte zwei Jahre später seinen ersten Sachstandsbericht. Damals stand die Klimaforschung noch an ihrem Anfang. Die wenigen Computer in den Forschungseinrichtungen verfügten über Rechenleistung und Speicherkapazitäten, die aus heutiger Sicht überaus bescheiden wirken. Doch dafür war der Bericht des Klimarats erstaunlich präzise, seine grundlegenden Erkenntnisse wurden von allen weiteren Berichten bestätigt: Der Klimawandel ist menschengemacht. Um den Anstieg der Temperaturen einzudämmen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen rasch und umfassend reduziert werden.

Zur Lösung des Klimaproblems empfahl der erste IPCC-Bericht, globale Konferenzen einzuberufen. Die UN-Generalversammlung griff diesen Vorschlag auf und begann mit den Verhandlungen über die Klimarahmenkonvention, die 1992 beim Erdgipfel im brasilianischen Rio de Janeiro von 154 Staaten unterzeichnet wurde und zwei Jahre später in Kraft trat. Mittlerweile sind 198 Staaten Vertragsparteien der Konvention – fast alle Länder der Welt. Das Ziel: eine gefährliche Beeinträchtigung des Klimasystems durch den Menschen zu verhindern – und zwar schnell genug, damit den Ökosystemen eine natürliche Anpassung und eine nachhaltige Entwicklung ermöglicht wird.

Bundeskanzler Scholz bei der COP27im November 2022
Bundeskanzler Scholz bei der COP27im November 2022 © picture alliance/dpa

„Conference of the Parties“, abgekürzt COP, ist der Fachbegriff für die Weltklimakonferenzen, die seit 1995 jährlich stattfinden. Genauer: Konferenz der Parteien der Klimarahmenkonvention UNFCCC. Das Kürzel steht für United Nations Framework Convention on Climate Change. Denselben Namen trägt das UN-Klimasekretariat, dessen Einrichtung bei der ersten Konferenz in Berlin beschlossen wurde. „UN Climate Change“ nennt sich das Sekretariat selber.

Hauptsitz des UN-Klimasekretariats im Bonner „Climate Tower“

Die Einrichtung hat ihren Sitz seit 1996 in Bonn. Beworben hatten sich auch Genf und Toronto, jene Städte, in denen die ersten WMO-Konferenzen stattfanden. Dass die Wahl auf Bonn fiel, ist vor allem der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel zu verdanken, die damals Bundesumweltministerin war und sich für die frühere Bundeshauptstadt als Sitz des Klimasekretariats einsetzte. Mittlerweile ist in Bonn ein großer UN-Campus entstanden. Mehr als 20 Organisationen der Vereinten Nationen sind dort vertreten und nutzen unter anderem das frühere Abgeordnetenhaus „Langer Eugen“. Seit 2022 ist der neu errichtete „Climate Tower“ Hauptsitz des Klimasekretariats.

Auf dem Campus finden auch die jährlichen Frühjahrstagungen statt, die als „kleine Klimakonferenzen“ mit einigen tausend Teilnehmenden die großen Gipfeltreffen am Ende des Jahres vorbereiten sollen. An den großen Klimakonferenzen nehmen dann oftmals weit mehr als 20.000 Menschen teil. Nicht nur Regierungsdelegationen reisen an, sondern auch Vertreter der Zivilgesellschaft, aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medien.

Die Klimakonferenzen werden vom Klimasekretariat zwar organisiert. Doch es ist das Gastgeberland, das den Hut aufhat. Es stellt den Konferenzpräsidenten, leitet die Verhandlungen und kann eigene Schwerpunkte setzen. Wie erfolgreich eine Konferenz verläuft, hängt somit auch vom jeweiligen Verhandlungsgeschick des Gastgebers ab. Aufgabe des Klimasekretariats ist das, was der Begriff Sekretariat schon sagt: Es soll bei Organisation und Verwaltung unterstützen, damit Fortschritte erzielt werden können.