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„An die eigenen Ideen glauben“

Innovationsexperte Christoph Burkhardt lebt im Silicon Valley. Er lobt Deutschlands technologische Kraft, fordert aber mehr Mut.

Interview: Helen Sibum, 11.09.2020
Gesichtserkennung: umstrittene, erfolgreiche Technologie
Gesichtserkennung: umstrittene, erfolgreiche Technologie © picture alliance / Zoonar

Christoph Burkhardt ist Psychologe und Gründer. Er ist in Deutschland aufgewachsen und lebt zeitweise in San Francisco. Im Interview spricht er über Deutschlands Stärken und Schwächen bei der Umsetzung neuer Ideen.

Herr Burkhardt, wie entsteht Innovation?
Innovationen sind oft davon getrieben, dass es Druck gibt. Technologien verändern die Erwartungshaltung von Nutzern, die daraufhin von Unternehmen fordern, dass sie sich anpassen. Dieser Anpassungsprozess ist Innovation.

Christoph Burkhardt
Christoph Burkhardt

Was wäre ein Beispiel dafür?
Hier in San Francisco ist Identifikation ein großes Thema. Für Geschäfte ist es von Interesse, einen Kunden zu erkennen, der zum zweiten Mal in den Laden kommt. In Deutschland ist das aus Datenschutzgründen noch nicht verbreitet, hier gewöhnen sich die Menschen schon daran. Und wenn man sich daran gewöhnt hat, akzeptiert man nicht mehr, wenn man nicht erkannt wird. Das gilt nicht nur für die Gesichtserkennung: Wenn ich zum zweiten Mal bei einer Hotline anrufe und sie fragen nach meinem Namen oder einem Kennwort, bin ich genervt. In ein paar Jahren werden Nutzer nicht mehr nur genervt sein, sondern sich einen neuen Anbieter suchen.

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Wie steht Deutschland aus Ihrer Sicht in Sachen Innovation da?
Technologisch ist Deutschland vorne dabei – vor allem, was Hardware angeht. Und wir sind top aufgestellt bei Talenten und Ausbildung. Was uns fehlt, ist Expertise im Bauen von Business-Modellen, der Kommerzialisierung von Technologien und vor allem beim Konsumentenverständnis. Deutschland ist oft zu vorsichtig und glaubt nicht an seine eigenen Ideen.

Wie wird sich die Corona-Krise auf Innovation auswirken?
Es wird ein paar Gewinner geben. Restaurants sind ein gutes Beispiel: Viele werden die Krise nicht überleben, aber es wird Platz geben für neue Ideen. Gastronomen werden diese Ideen verbinden mit neuen Hygienekonzepten, weil sie wissen, dass es nicht die letzte Pandemie ist. Der größte Denkfehler wäre zu glauben, dass wir zurückkehren in die Welt vor Corona. Wer das versteht, kann von den Veränderungen profitieren.

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