„Eine der interessantesten internationalen Bar-Szenen“
Kreative Cocktail-Kultur: Der Kölner Bar-Gründer Indika Silva über die Entwicklung der deutschen Bar-Szene und ihre internationalen Einflüsse.

Herr Silva, Sie stammen aus Sri Lanka. Was hat Sie in die deutsche Bar-Szene geführt?
Als ich vor 22 Jahren nach Deutschland kam, wollte ich in meinem ursprünglichen Beruf als Wasserski- und Windsurfing-Coach weiterarbeiten, aber die Möglichkeiten dafür waren begrenzt. Weil ich ein fröhlicher, offener Mensch bin, hat mir meine Familie geraten, in die Gastronomie zu gehen. Ich habe in einer Spülküche angefangen, konnte aber anschließend in einem Kölner Fünf-Sterne-Hotel ein Praktikum und eine Ausbildung zum Hotelfachmann machen. Im Hotel habe ich auch an der Bar gearbeitet und mich für den kreativen Beruf des Bartenders begeistert. Ich habe mich immer weiterqualifiziert, erfolgreich an deutschen und internationalen Meisterschaften teilgenommen und 2016 mit dem „Toddy Tapper“ in Köln meine erste eigene Bar eröffnet. Der Kern unseres Konzepts sind die sri-lankische Spirituose Arrack und zahlreiche Aromen aus meinem Heimatland. Das wird von den Gästen nach wie vor sehr gut angenommen.
Es genügt nicht, auf die Wirkung von Spirituosen zu setzen.
Was ist heute in deutschen Bars anders als noch vor 10 oder 20 Jahren?
Die Kreativität hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Mehr und mehr Gründer trauen sich, eigene Bars mit besonderen Akzenten zu eröffnen. Internationale Einflüsse haben enorm an Einfluss gewonnen. Und das Handwerk der Cocktail-Kreation ist anspruchsvoller geworden: Es genügt nicht, auf die Wirkung von Spirituosen zu setzen. Man muss vielmehr aromatische Vielfalt originell zur Geltung bringen. Mit einem Kollegen habe ich zum Beispiel vor einem Jahr mit dem „Zest and Spice“ eine weitere Bar eröffnet, in der unsere Gäste Aromen, die bestimmten Farben zugeordnet sind, kombinieren können. Das sinnliche Erlebnis steht im Vordergrund. Grundsätzlich würde ich sagen, dass sich in Deutschland mittlerweile eine der interessantesten internationalen Bar-Szenen entwickelt hat, mit Zentren wie Köln, Frankfurt, Hamburg oder Berlin, aber auch spannenden kleineren Städten wie zum Beispiel Bamberg.
Welche weiteren Trends gibt es in dieser Szene?
Alkoholfreie Drinks oder Cocktails mit vergleichsweise geringem Alkoholgehalt werden immer beliebter. Das passt zum Trend hin zu einem gesundheitsbewussten Lifestyle, in dem auch hochwertige Zutaten, insbesondere aus asiatischen Ländern, gefragt sind. Ich biete zudem mit meinen Geschäftspartnern bereits gemixte „Bottled Cocktails“ für den Handel an. Die Trinkkultur hat sich infolge der Corona-Pandemie stark verändert. Die Menschen genießen Cocktails häufiger zuhause, und auch Gastronomen, die aufgrund des Fachkräftemangels keine eigenen Bartender einstellen können, nutzen dieses Angebot.