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Städte für Fußgänger

Autofreie Innenstädte scheinen vielen Menschen lebenswerter und gesünder. Wie es damit in  Deutschland ist, erfährst du hier.

Jasmin Siebert, 02.10.2020
 „Walkability“ heißt der neue Trend für Innenstädte.
„Walkability“ heißt der neue Trend für Innenstädte. © Creativemarc - stock.adobe.com

Mit Beginn der Massenmotorisierung in den 1950er-Jahren entstand das Leitbild der „autogerechten Innenstadt“. Man wollte mit dem Auto überall hinkommen, direkt vor die Haustür oder den Supermarkt – und idealerweise mit Aufzügen und Rolltreppen weiter in die Wohnung oder die Einkaufspassage. Das Ergebnis sind bei vielen Menschen Bewegungsmangel und Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht und hoher Blutdruck. Doch obwohl das Konzept längst überholt ist, sind viele deutsche Städte immer noch überwiegend den Bedürfnissen des motorisierten Individualverkehrs angepasst. Das soll sich jetzt ändern.

„Walkability“ heißt das Stichwort

Die Stadt der Zukunft will gesunde Unbequemlichkeit fördern. Wo sich Fußgänger und Fahrradfahrer einst ganz dem Autoverkehr unterzuordnen hatten, sollen sie künftig angeregt werden, möglichst viel zu Fuß zu gehen. Der Umwelt und ihrer eigenen Gesundheit zuliebe.

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Experten sprechen von „Walkability“. Die Gehfreundlichkeit fängt an mit Geschwindigkeitsbegrenzungen für Autos und mit Ampeln, die so geschaltet sind, dass Fußgänger nicht in der Mitte mehrspuriger Straßen auf die nächste, viel zu kurze Grünphase warten müssen. Doch weiter gedacht meint Walkability eine umfassendere fußgängerfreundliche Gestaltung mit autofreien Zonen, wie zum Beispiel die Wiesbadener Architektin Minh Chau Tran fordert. Sie nennt weiterhin Kriterien wie eine gute Mischung von Wohnungen und Gewerbe und kurze, schattige Fußwege ohne Autolärm. Wege, die zum Spazieren, Radeln und Joggen einladen und so Fortbewegung mit Sport verbinden. Einen Anfang hat Berlin mit Sperrung der Friedrichstraße, einer der bekanntesten Straßen im Zentrum gemacht. Dort sollen Menschen auf einer neugestalteten „Flaniermeile“ nahe dem Gendarmenmarkt bis Januar 2021 erleben können, wie sich die Großstadt ohne Verkehrslärm, Stau und Benzingeruch anfühlt.

Der „Park(ing) Day“ macht auf neue Möglichkeiten aufmerksam.
Der „Park(ing) Day“ macht auf neue Möglichkeiten aufmerksam. © picture alliance/dpa

Der „Park(ing) Day“ setzt Akzente

Wie unangemessen viel Raum ein Auto einnimmt, demonstriert seit 2005 der jährlich begangene „Park(ing) Day“. Immer am dritten Freitag im September verwandeln Künstler, Designer, verkehrspolitisch aktive Menschen und Bürgerinnen und Bürger einen abgegrenzten Parkplatz in einen temporären öffentlichen Park, eine Grünfläche oder eine gastronomisch genutzte Zone. Die Zahl der teilnehmenden Städte in Deutschland wächst rasant. Und die Resonanz ist überaus positiv. „So viele glückliche Gesichter, so viel Leben auf der Straße. Es gibt eine Menge Dinge, die sinnvoller und schöner sind als auf einem Parkplatz 23 Stunden am Tag ein Auto abzustellen“, hieß es zum Beispiel zum Park(ing) Day in Münster.  

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