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Deutsche Geschichte bis 1945

Mit der deutschen Geschichte ist es so eine Sache, denn im Grunde ist sie sehr jung. Es gibt eine Geschichte des Raumes, der grob dem heutigen Staatsgebiet entspricht und eine des Raumes, in dem Deutsch gesprochen wird. Zwar entwickelte sich ein – allerdings wenig ausgeprägtes – deutsches Selbstverständnis im Mittelalter. Dennoch blieb das Deutsche Reich eine Ansammlung weniger großer und vieler kleiner, politisch zumindest theoretisch souveräner Fürstentümer, 1650 etwa 360 an der Zahl. Erst im 19. Jahrhundert entstand ein verbreitetes Gefühl nationaler Zusammengehörigkeit, das schließlich in die Forderung nach einem deutschen Nationalstaat mündete.

Hier geben wir euch einen Überblick über wichtige Daten der Geschichte bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland.

Reise durch die Geschichte: Diese sieben Welterbestätten in Deutschland solltet ihr euch nicht entgehen lassen.

8. Jahrhundert

Aufstieg der Karolinger

Das Jahrhundert steht im Zeichen der Ausdehnung des Frankenreiches vom Gebiet des heutigen Frankreich her. Den Höhepunkt findet es in der Unterwerfung vieler germanischer Stämme, vor allem der mächtigen Sachsen, durch Karl den Großen seit 768.

9. Jahrhundert

800 Karl der Große

Der Herrscher des Fränkischen Reiches wird im Jahr 800 von Papst Leo III. zum Römischen Kaiser gekrönt. Später wird der Karolinger, der 814 in Aachen stirbt, zum „Vater Europas“ erklärt. Allerdings ist Europa um einiges größer als Karls Reich. Er gilt in der Rückschau eher als Europäer  denn als Deutscher oder Franzose.

Karl der Große
© picture alliance/dpa

10. Jahrhundert

962 Otto I., der Große

Mit der Kaiserkrönung Ottos beginnt die Geschichte des „Heiligen Römischen Reichs“ unter der Herrschaft deutscher Kaiser, die sich in die Tradition des antiken römischen Reiches stellten. Das Römische Reich kennt ebenso wir das der Karolinger keine Hauptstadt. Die Herrscher reisen unentwegt mit Familie und Hofstaat durch das Reich. Wohnung nehmen sie dabei meistens in zu diesem Zweck errichteten Pfalzen, die als zeitweiliger Regierungssitz dienen.

Kaiserkrone
© picture-alliance/IMAGNO/Trumler

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11. Jahrhundert

1024–1125/1138–1268 Salier und Staufer

Die Dynastien der Salier, Erbauer des Doms zu Speyer, und Staufer prägen die Geschicke Europas. Einer der bedeutendsten römisch-deutschen Kaiser des Mittelalters ist Friedrich II., der die meiste Zeit in Sizilien lebt. Der weltoffene und hochgebildete Kaiser wird von Zeitgenossen „stupor mundi“ genannt, das „Staunen der Welt“.

Dom zu Speyer
© Rudi Ernst/Shutterstock

12. Jahrhundert

1179 Hildegard von Bingen

Die Äbtissin und Heilkundige, eine der bedeutendsten Frauen des deutschen Mittelalters, stirbt 81-jährig bei Bingen am Rhein. Das von ihr gegründete Kloster wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und später wieder aufgebaut.

Bingen
© picture alliance/imageBROKER

13. Jahrhundert

1248 Kölner Dom

Politisch ist das Jahrhundert durch den Niedergang der Staufer und den Machtverlust der Kaiser geprägt. Weltliche und kirchliche Fürsten werden immer mächtiger. 1248 wird der Grundstein für eines der bekanntesten Bauwerke Deutschlands gelegt: den Kölner Dom.

Kölner Dom
© picture alliance/blickwinkel

14. Jahrhundert

1356 Hanse

Die Hanse, ein Zusammenschluss von zeitweise 72 freien Städten mit weiteren 130 verbündeten Städten, wird für 100 Jahre faktisch zu einer Großmacht in Ost- und Nordsee. Grundlage ist der Handel, durch den viele Städte wie ihr Hauptort Lübeck, aber auch Hamburg, Bremen und Köln reich werden.

Holstentor Lübeck
© EKH-Pictures/stock.adobe.com

15. Jahrhundert

1452–1454 Buchdruck

Der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, Johannes Gutenberg (um 1400–1468), druckt in Mainz erstmals die Bibel in einer Auflage von etwa 180 Exemplaren. Zuvor mussten alle Schriftstücke mit der Hand geschrieben werden und waren deswegen sehr teuer und nur wenigen Menschen zugänglich.

Buchdruck Gutenberg
© Alexey Pavluts/stock.adobe.com

1493 Aufstieg des Hauses Habsburg

Mit der Regentschaft Maximilians I. beginnt der Aufstieg des Hauses Habsburg. Es ist über Jahrhunderte eines der dominierenden Adelsgeschlechter in Mitteleuropa und stellt die meisten Kaiser und Könige des (seit Ende des 15. Jahrhunderts so genannten) Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und von 1504–1700 die Könige von Spanien. Benannt sind die Habsburger nach ihrem Stammsitz, dem kleine Schloss Habsburg im heutigen Schweizer Kanton Aargau.

16. Jahrhundert

1517 Reformation und Glaubensspaltung

Das Zeitalter der Reformation beginnt, als Martin Luther (1483–1546) in Wittenberg seine 95 Thesen gegen das Ablasswesen in der katholischen Kirche öffentlich macht. Seine erste Übersetzung der Bibel ins Deutsche machte den Text auch nicht lateinisch sprechenden Menschen zugänglich.

Martin Luther
© picture alliance/Heritage-Images

17. Jahrhundert

1618–1648 Dreißigjähriger Krieg

Zugleich Religionskrieg und Staatenkonflikt, endet der Dreißigjährige Krieg mit dem Westfälischen Frieden: Die katholische, lutherische und reformierte Konfession werden als gleichberechtigt anerkannt. Der Krieg mit wechselnden Allianzen zwischen dem Kaiser und der Katholischen Liga und auf der anderen Seite der Protestantischen Union verwüstete weite Teile Mitteleuropas, insbesondere des „Heiligen Römischen Reichs“. In Teilen Süddeutschlands starben bis zu zwei Drittel der Bevölkerung.

Westfälischer Friede
© picture alliance/akg-images

18. Jahrhundert

1740–1786 Friedrich II., der Große

Während der Regierungszeit Friedrichs II. von Preußen, Schöngeist und Feldherr, steigt Preußen zur europäischen Großmacht auf. Seine Herrschaft gilt als exemplarisch für das Zeitalter des „aufgeklärten Absolutismus“. Gleichzeitig verlassen jedoch viele Menschen ihre Heimat. Ermutigt von den dortigen Herrschern wandern in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts viele Deutsche nach Osten aus: nach Ungarn, Rumänien und Russland.

Dichter und Publizisten gründeten seit den 1770er-Jahren „deutsche“ Zeitschriften, schlossen sich zu Bünden zusammen und träumten von der „Gelehrtenrepublik“ – einer Nation, gebildet aus der Gemeinschaft des lesenden Publikums.
Ute Planert, Historikerin
Friedrich der Große
© ArTo/stock.adobe.com

19. Jahrhundert

1803 Säkularisierung und Nationalbewusstsein

Die Säkularisation geistlicher Herrschaften und die Auflösung freier Reichstädte durch den Reichsdeputationshauptschluss leiten das Ende des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation“ ein. Die Französische Revolution bringt viele neue Gedanken auch nach Deutschland – zum einen die republikanischen Werte, zum anderen aber auch die Idee eines nationalen Widerstands gegen die französische Besatzung.

Erst der Niedergang Preußens und die große Koalition gegen Napoleon 1813 brachten eine breite Flut nationaler Lieder, Gedichte und Karikaturen hervor.
Ute Planert, Historikerin
Schlacht bei Hohenlinden
© Emilio Ereza/stock.adobe.com

1848/49 Märzrevolution

Ihren Anfang nimmt die „Deutsche Revolution“ im Großherzogtum Baden. In kurzer Zeit greift sie auf die übrigen Staaten des Deutschen Bundes über und führt zur ersten deutschen Nationalversammlung, die in der Frankfurter Paulskirche tagt. Die Niederschlagung der Revolution, Armut und Perspektivlosigkeit führt dazu, dass zwischen 1850 und 1855 etwa eine Millionen Deutsche auswanderten, der weitaus größte Teil in die USA

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Für die Deutschen hatte die deutsche Frage immer zwei Seiten: Sie war eine Frage des Gebiets und eine Frage der Verfassung, genauer gesagt: des Verhältnisses von Einheit und Freiheit.

1871 Reichsgründung

Am 18. Januar wird noch während des Deutsch-Französischen Krieges Wilhelm I. in Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert. Das (zweite) Deutsche Reich ist eine konstitutionelle Monarchie. Kurz nach der Reichsgründung kommt es zum Wirtschaftsaufschwung, den sogenannten Gründerjahren. Damit geht auch die Auswanderung stark zurück.

20. Jahrhundert

Vom Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart: Europa im Brennglas der Geschichte.

1914–1918 Erster Weltkrieg

Kaiser Wilhelm II. isoliert Deutschland außenpolitisch und führt es in die Katastrophe des Ersten Weltkrieges, der fast 15 Millionen Menschenleben fordert. Im Juni 1919 wird der Friedensvertrag von Versailles unterzeichnet.

1918 endete der Erste Weltkrieg. Zahlen und Fakten zur Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts.

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Erst im Oktober 1918, als es an der militärischen Niederlage Deutschlands keinen Zweifel mehr gibt, erfolgte die entscheidende Verfassungsänderung, die den Reichskanzler vom Vertrauen des Reichstags abhängig macht.

So wirkt der Erste Weltkrieg bis heute nach: Politikwissenschaftler Herfried Münkler benennt Lehren aus den Fehlern der Vergangenheit.

1918–1933 Weimarer Republik

Am 9. November ruft der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die Republik aus; Kaiser Wilhelm II. dankt ab. Am 19. Januar 1919 finden Wahlen zur Nationalversammlung statt. Von Anfang an gibt es starke Vorbehalte gegen die neue Republik von rechts, aber auch von links. Dank der Unterstützung aus Armee und weiten Teil der Wirtschaft werden die rechten Feinde der Demokratie immer stärker.

Abschied von der deutschen Frage: Rückblick auf die Weimarer Republik von 1919 bis 1933.

1933 Nationalsozialismus

Die NSDAP Adolf Hitlers wird bei den Reichstagswahlen am 6. November 1932 stärkste Partei mit 33,1 Prozent der Stimmen, am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler Reichskanzler. Mit dem „Ermächtigungsgesetz“ beginnt die NS-Diktatur.

Hitler ist nicht in Folge eines großen Wahlsieges an die Macht gelangt, aber er wäre nicht Reichskanzler geworden, hätte er im Januar 1933 nicht an der Spitze der stärksten Partei gestanden.

1939 Beginn des Zweiten Weltkrieges

Hitler entfesselt am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg. Er kostet 60 Millionen Menschen das Leben und verwüstet weite Teile Europas und Ostasiens. Der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik fallen sechs Millionen Jüdinnen und Juden zum Opfer.

Zweiter Weltkrieg
© picture alliance/akg-images

Hier erfährst du, wie Deutschland die Erinnerung an den Holocaust wach hält und sich für Versöhnung engagiert:

Stauffenberg-Attentat am 20. Juli: Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus war vielschichtig. Ein Überblick.

1945 Ende des Zweiten Weltkrieges

Mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 7./9. Mai 1945 endet der Zweite Weltkrieg in Europa und damit eine Zeit unfassbaren Leidens. Die Siegermächte teilen Deutschland in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren.

1948 Berlin-Blockade

Die Einführung der D-Mark in den westlichen Besatzungszonen nimmt die Sowjetunion zum Anlass, am 24. Juni 1948 die Zufahrtswege nach West-Berlin zu sperren. Die Alliierten antworten mit einer „Luftbrücke“, über die bis September 1949 die Bevölkerung in West-Berlin versorgt wird.

Rosinenbomber
© Airliners.net/Ian Haskell

1949 Gründung der Bundesrepublik Deutschland

Am 23. Mai 1949 wird das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Bonn verkündet. Am 14. August finden die ersten Bundestagswahlen statt. Konrad Adenauer (CDU) wird Bundeskanzler. Am 7. Oktober 1949 vollzieht sich auch rechtlich die Trennung zwischen Ost und West mit der Inkraftsetzung der Verfassung der DDR. Die deutsche Teilung wird erst 1989 mit dem Fall der Mauer und der Deutschen Einheit 1990 überwunden.

Eine zweite Chance in Sachen Demokratie erhielt nach 1945 nur ein Teil Deutschlands: der westliche.

Euch interessiert die deutsche Geschichte nach 1949? Hier werdet ihr fündig: