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„Wertschätzung für Lebensmittel“

Noch immer landen tonnenweise Lebensmittel im Müll. Simone Welte von der Welthungerhilfe erklärt, wie sich das ändern könnte.

Interview: Carsten Hauptmeier, 18.11.2021
Wertvoll: Äpfel nach der Ernte
Wertvoll: Äpfel nach der Ernte © picture alliance/dpa

Frau Welte, wie groß ist die Lebensmittelverschwendung weltweit und in Deutschland?
In Deutschland gehen wir davon aus, dass pro Kopf im Jahr 75 Kilogramm Lebensmittel verschwendet werden. Weltweit wird die Lebensmittelverschwendung auf 1,3 Milliarden Tonnen geschätzt. Man muss dabei auch immer bedenken, dass zum Beispiel nicht einfach nur ein Apfel weggeworfen wird. Denn für dessen Produktion wurden Wasser und vielleicht Pflanzenschutzmittel eingesetzt, der Apfel wurde gekühlt und transportiert. Da steckt auch eine Menge CO2 drin, weshalb Lebensmittelverschwendung auch eine große Rolle beim Klimawandel spielt.

Was könnte dadurch bewirkt werden, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden?
Eine Halbierung der Verschwendung würde sicher dazu führen, dass eine immense Menge an CO2-Emissionen eingespart wird. CO2 ist der Treiber des Klimawandels – und unter diesem leiden Menschen in Entwicklungsländern am meisten. Dort machen etwa Dürren oder Überschwemmungen komplette Ernten kaputt. Oder Landwirtschaft wird ganz unmöglich.

Was landet momentan vor allem im Müll?
Der größte Anteil mit mehr als 30 Prozent entfällt auf Obst und Gemüse. Es wird aber auch viel weggeschmissen, weil zu viel gekocht wurde oder Essen im Restaurant übrig ist. Milchprodukte machen nur einen Anteil von rund zehn Prozent aus. Es ist inzwischen bei vielen Menschen angekommen, dass ein Joghurt meist auch eine Woche oder länger nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch gegessen werden kann.

Wie kann die Lebensmittelverschwendung verringert werden?
In den Haushalten wird tatsächlich am meisten weggeworfen. Deswegen kann dort am besten angesetzt werden. Uns wurde zum Beispiel über Jahre eingetrichtert, nur schönes und perfektes Essen zu akzeptieren. Wir sollten aber mehr an das glauben, was wir riechen, sehen und schmecken. Jeder, der mal ein verdorbenes Ei aufgeschlagen hat, weiß, wie das riecht. Es braucht Wertschätzung für Lebensmittel. Außerdem ist es doch auch Geld, was in die Tonne wandert.

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